Commerzventure

Die Commerzbank will sich in der Start-up-Szene inspirieren lassen.

Ein kaum bekannter, aber äußerst interessanter Termin in der heimischen Finanzindustrie ist der sechzehnte Jahrestag: Als erstes deutschsprachiges Bankinstitut hat die Wirecard Bank an diesem Tag eine Niederlassung in der Online-Welt von Second Life eröffnet. Unglücklicherweise war dieser Frühjahrsmittwoch, um es ganz offen zu sagen, wahrscheinlich auch das Jahr, an dem die Historie der Erneuerung der deutschen Bankenlandschaft vorübergehend zu Ende ging.

Auch heute noch ist der Umgangs mit dem Thema Kapital nicht gerade verbraucherfreundlich, es ist in der Regel überflüssig schwerfällig und, kurz gesagt, nicht unterhaltsam. Weil das Bankwesen für die modernen "Darreichungsformen" tatsächlich ideal ist: Da es - bis auf den Bargeldbezug - alles ist, sind die benötigten Informationen weltweit verfügbar.

Auch das, jedenfalls rein rechnerisch, auch in Realzeit. Die lokalen Institutionen haben jedoch versäumt, dies in größerem Umfang zu nutzen: Warum, bitte, kann das Online-Banking 2014 noch nicht deutlich zeigen, wohin mein Kapital tatsächlich fließt? Warum kann ich kein Geldbetrag in Realzeit auszahlen? Das Bankengewirr hat in den letzten Jahren zugenommen:

Von der Zahlungsabwicklung mit Hilfe von Trypal über Start-ups wie den (Bank-)Kundengutachter Kreditech oder den Fahrer Avuba "Girokonto 2. 0" bis hin zu den Kreditmärkten Auxmoney oder Zenkap haben die Kreditinstitute bewiesen, wie ein moderner Bankverkehr sein kann. Die Commerzbank will als eine der ersten großen Hausbanken nicht mehr am Rande des Geschehens sein, sie hat bereits im Frühling ihren Hauptbrutschrank eröffnet und vor wenigen Tagen ihre erste Investition in den B2B-Zahlungsdienst Traxpay getätigt.

Jetzt will das Haus mit der neuen Beteiligungsgesellschaft CommerzVentures noch weiter in die FinTech-Szene vordringen. Die Commerzbank gibt nicht an, wie viel Kapital Sie jedes Jahr und für welchen Zweck anstreben. Und das ist nur so viel: Sie will zwischen zwei und fünf Mio. EUR pro Einsatz in "marktfähige" Firmen mit einem repräsentativen Ergebnis einbringen.

So setzt CommerzbankVentures dort an, wo der konzerneigene Brutkasten steht - zumal auch, weil er schneller ist. Solange die Commerzbank - und vielleicht auch einmal der ganze Bankensektor mit ihr - nicht wirklich im "digitalen Zeitalter" eingetroffen ist, wird es einige Zeit dauern. Denn die Kreditinstitute bieten ihr eine optimale Grundlage für verschiedene Geschäftschancen durch Überschlafen.

Denn die Institutionen sind offensichtlich bereit, Gelder zu verwenden. Noch besser wäre es, wenn die Commerzbank rasch Imitatoren finden könnte.